Und so kam es uns in den Sinn, einmal ein ganzes Wochenende unserem Holunderstrauch im Garten zu widmen.
Ab nach draußen...
Die Ideen für unser Holunder Wochenende holten wir uns aus dem Internet und mein geliebtes Wesen von Mann druckte sie aus und schweißte sie in Folie ein, um sie vor unseren Fettfingern zu schützen, die wir mit Sicherheit bekommen würden.Nach dem gemütlichen Frühstück auf der Terrasse, ging es mit einer großen Metallschüssel und einer Schere bewaffnet in den Garten zum Holunderstrauch. Mein geliebtes Wesen von Mann hielt für mich die Schüssel, während ich mit einem Schnipp die Holunderblütendolden vom Strauch schnitt. Es duftete herrlich, und mit jedem neuen Schnipp füllte sich allmählich die metallene Schüssel. Als diese bis zum Rand voll mit Blüten war, begaben wir uns wieder in die Küche, um unser erstes Rezept auszuprobieren, ein Holunder-Zitronen Wasser, was sich ganz besonders für den heutigen Tag eignete, da es sehr heiß war und laut meinen Herzchen es „in“ ist, sich sein eigenes Getränk zu mixen.
Na, wenn es „in“ ist, durfte es bei uns nicht fehlen, und so setzten wir unser Holunder- Zitronen-Wasser an, was wir erst einmal laut Rezept für einen Tag im Kühlschrank übernachten lassen sollten, damit die Aromen des Holunders und der Zitrone Zeit hatten, vom Wasser aufgenommen zu werden.
Mein geliebtes Wesen von Mann machte ein ganz geknicktes und enttäuschtes Gesicht, denn schließlich sollte man doch viel trinken, wenn es so warm war, und jetzt drohte man zu verdursten. Ich versuchte ihn damit zu trösten, dass es ganz bestimmt auch reichen würde, wenn wir es ein paar Stunden in den Kühlschrank stellen und dann ein Glas probieren, den Rest könnten wir ja bis morgen ziehen lassen.
Und schon lächelte mein geliebtes Wesen wieder.
Schade...
Leider mussten wir feststellen, dass auch unser nächstes Rezept eigentlich über Nacht durchziehen musste, doch auch hier wurde beschlossen, nur bis zum Abend zu warten, und wie sich später herausstellte, war das kein Problem, denn das Holundergelee, um das es sich handelte, schmeckte bei der Kostprobe mehr als lecker. Das wirklich einzige Rezept, das wir uns herausgesucht hatten und das wir auch am selben Tag laut Beschreibung probieren und verspeisen durften, war die Holunder-Himbeer-Sahnerolle. Die ganze Küche war eingehüllt in Holunderduft, und bei jedem neuen Öffnen des Kühlschrankes lockte das Holunder-Zitronen Wasser. Mein geliebtes Wesen von Mann rührte fleißig den Biskuitteig für unsere Sahnerolle und verteilte ihn anschließend auf ein Blech mit hohem Rand.Als dieses dann im Ofen verschwand, wurde die Schüssel erst mit einem Löffel und dann mit dem Finger ausgekratzt. Mit einem verlegenen Blick zu mir und dem Satz, es dürfe nichts umkommen, wurde die „Schüssel-auskratz-Handlung“ begründet und verteidigt, und so steckte sich das Schleckermäulchen von Mann immer wieder den Finger in den Mund und lutschte diesen gründlich ab, bis kein Teig mehr an der Schüssel und dem Finger klebte, denn schließlich durfte ja nichts umkommen...
Der Biskuitteig war auch fertig zum Abkühlen und wurde auf ein mit Zucker bestreutes Küchentuch gestürzt und mit selbigen dann aufgerollt.
In der Zwischenzeit war mein geliebtes Wesen von Mann im Keller gewesen und trat an mich heran. "Duuu, mein Spätzchen, schau mal, was ich gefunden habe, sagte er und hielt mir eine Flasche Holunderlikör vors Gesicht. Der passt doch noch gut zu unserem „Holunder-Wochende", fügte er noch hinzu und nahm auch schon zwei kleine Likörgläser aus der Vitrine im Wohnzimmer aus dem massiven alten Bauernschrank. "Ja doch, mein liebes Herzchen ", antwortete ich ihm und schon stießen wir mit Holunderlikör an.
Eine Naschkatze?
Es ging weiter mit der Füllung für unsere Sahnerolle und bevor ich anfing die Himbeeren zu waschen, schaute ich mich um, und mein geliebtes Wesen von Mann fragte mich, wonach ich suchen würde. "Ist er hier?“, flüsterte ich. „Wer?“, flüsterte mein geliebtes Wesen zurück."Na der Hausbär“, antwortete ich ihm und flüsterte weiter, "treibt er sich gerade in der Küche rum?" "Ach so, der Hausbär“, antwortete mein geliebtes Wesen von Mann wieder in normaler Lautstärke, "ich glaube nicht“, fügte er noch hinzu. "Na dann ist ja gut“, betonte ich, „dann besteht ja keine Gefahr für die Himbeeren", lächelte ich ihn an und hielt sie kurz unter das laufende Wasser.
Die Rolle wurde gefüllt mit unserer Sahnecreme und den Himbeeren, bevor sie aufgerollt und in Folie gewickelt für ca. eine Stunde im Kühlschrank verschwand. "Und was machen wir jetzt?“, wollte ich von meinem Herzchen wissen. "Och, ich wüsste da schon was, wie wir uns die Zeit vertreiben könnten bis dahin", antwortete er mir mit seinem frechsten Grinsen. "Aha, ich auch“, und hielt ihm mein leeres Likörglas entgegen. "Ich füll es dir gleich wieder, mein Spätzchen, doch du musst noch einen Moment Geduld haben“, und so ließ er mich in der Küche stehen, und lief mit einer Decke und dem Likör nach draußen. Nach einigen Minuten kam er zurück in die Küche, nahm mich bei der Hand und ging mit mir nach draußen zum Holunderstrauch. Und vor diesem lag die Decke, ausgebreitet und die Flasche Likör mit den beiden Gläsern standen daneben im Gras. " Nimm Platz, mein Spatz!“, und er deutete auf die Decke. „Ich bin gleich wieder bei dir, ich hole nur noch zwei Kissen für uns.“ Sprach’s und war verschwunden.
Ein Genuss...
Zurück kam er mit je einem Kissen unter dem Arm , die wir uns unter die Köpfe legten, um besser auf den Himmel schauen zu können. Nun bekam ich auch endlich verkündet, was wir, bis die Sahnerolle fertig sei, machen werden. "Wir spielen Wolken deuten“, sagte mein geliebtes Wesen von Mann mit einer Selbstverständlichkeit, dass ich mich schuldbewusst und stumm fragte, wie es denn nur - tz, tz, tz - hatte passieren können, dass ich da nicht gleich draufgekommen war… . Abwechselnd deuteten wir dann, was wir in den Wolken, die oben am Himmel vorüberzogen, sahen, und immer, wenn eine kleine Pause entstand, weil das jeweilige Wolkenbild verschwunden oder es gerade windstill war und es eine Weile dauerte, bis sich die nächste Wolke blicken ließ, wurde die Wartezeit mit einem Gläschen Holunderlikör überbrückt.„Ich seh ein kleines Häschen“, fing ich an und mein Mann grimmelte sich eins. "Was denn?!“, fragte ich ihn. “Na, ich seh da eher ein verbeultes Gesicht drin als ein kleines Häschen“, gab er zurück. "Und da, schau mal, das ist eine Walflosse“, stieß ich ihn in die Seite! "Die mich gerade getroffen hat“, ächzte er und füllte erneut das Glas, da weit und breit keine Wolke mehr zu sehen war! So ging es eine Weile weiter, und als
der Likör schon fast am Ende war, waren wir mittlerweile auf der Decke eingeschlafen. Die kühle Abendluft weckte uns wieder auf und wir nahmen Decke und Likörflasche samt Gläser mit nach drinnen in die Küche, wo das Gemisch für das Holundergelee noch auf uns wartete.
Während alles im Kochtopf aufkochte, nahmen wir nicht nur den wohltuenden Geruch wahr, sondern auch den Hunger, den wir verspürten. Nachdem das Gelee in die Gläser gefüllt, diese dann auf den Kopf gestellt und in ein Handtuch gewickelt waren, um sie möglichst langsam abkühlen zu lassen, machten mein geliebtes Wesen von Mann und ich eine kleine Brotzeit als Abendessen. Ich schlug vor, doch morgen wieder die Decke vorm Holunderstrauch auszubreiten mit all unseren leckeren Holunderköstlichkeiten. Er war ganz begeistert von dieser Idee, und so kam es, dass wir am Sonntagmorgen auf der Decke vor dem Holunderstrauch mit frisch aufgebackenen Brötchen, dem Holunder-Zitronen-Wasser, Holundergelee und der Holunder-Himbeer-Sahnerolle saßen, um alles zu genießen. Um uns herum betörender Holunderduft und wann immer es sich ergab, spielten wir Wolken deuten.
Hilda
Rezept: Holunderblüten-Gelee
Zutaten:
1 l Apfelsaft20 Dolden Holunderblüten
1 Packung Gelierzucker 2:1
Zubereitung:
Die Holunderblüten vorsichtig ausschütteln, um sie von Insekten zu befreien. (Von Blattläusen befallene aussortieren.)Die Blüten nicht waschen, sie werden in eine Schüssel mit dem Apfelsaft gelegt und für mehrere Stunden zum Durchziehen beiseite gestellt (am besten über Nacht).
Am nächsten Tag die Blüten aus der Schüssel nehmen und den Saft mit dem Gelierzucker in einem Topf unter Rühren zum Kochen bringen.
Ca. 4 Minuten sprudelnd kochen lassen, dann heiß in die Gläser abfüllen. Gut verschlossen einige Minuten auf den Deckel stellen, anschliessend wieder umdrehen und in ein Handtuch gewickelt über Nacht auskühlen lassen.
Lecker!